Superintendent Manfred Sauer zum entsetzlichen Attentat in Villach
Nach dem schrecklichen Attentat in Villach hat der Superintendent der Evangelischen Kirche Kärnten und Osttirol, Manfred Sauer, die Gemeinden dazu aufgerufen, trotz der Tragödie weiterhin auf Gott zu vertrauen. In seiner Stellungnahme drückte Manfred Sauer seine besondere Anteilnahme an dem getöteten 14-Jährigen, seinen Eltern, Geschwistern und Freunden sowie den schwer verletzten Opfern aus und rief zu Gebet und Besonnenheit auf, mit der Hoffnung, dass Liebe und Miteinander stärker sind als Hass.

Es ist entsetzlich und es ist schwer in Worte zu fassen, was gestern in der Villacher Innenstadt geschehen ist. Die Draubrücke, die Fußgängerzone, das sind beliebte Plätze, wo wir, die wir in Villach leben und wohnen, aber auch viele Gäste von auswärts, gerne spazieren, flanieren, frische Luft schnappen und die Schönheit der Natur und des Lebens genießen.
Auch wenn wir erst vor wenigen Tagen von dem Anschlag in München aufgeschreckt und geschockt wurden, kann man sich nur schwer vorstellen, was es bedeutet, wenn man selber so unmittelbar davon betroffen wird.
Dabei denken wir besonders an den 14Jährigen, an seine Eltern, Geschwister, Freunde, die nun damit umgehen und fertig werden müssen, die es aushalten und ertragen müssen, dass ihr Kind nicht mehr nach Hause kommt, nicht mehr da ist.
Wir denken an die anderen schwer verletzten Opfer, die für ihr Leben gezeichnet und womöglich traumatisiert sind.
Was geht in einem jungen Menschen vor, der zum Messer greift und so brutal und wahllos auf andere einsticht? Was treibt ihn an, was sind die Gründe und Ursachen für so ein unmenschliches Verbrechen?
Wir wissen es nicht, noch nicht und wir spekulieren und vermuten, ob sich dieser Syrer radikalisiert und einen terroristischen Anschlag ausgeführt hat, oder ob es sich bei dem Attentat um eine psychische Ausnahmesituation gehandelt hat.
Es ist zu befürchten, dass diese Tat weiter die Emotionen und Aggressionen gegen Ausländer und Migranten anheizt und verstärkt. Es ist zu befürchten, dass Hass und Aggression zunehmen.
Ich denke, wir sollten trotz aller Wut und Betroffenheit mit pauschalen Verurteilungen vorsichtig und zurückhaltend sein, denn wir wissen, dass es auch ein Syrer war, der mit seinem Auto auf den Attentäter losgefahren ist und so Schlimmeres verhindert hat.
Was können wir tun?
Wir werden heute in unseren Gottesdiensten in Villach und in ganz Kärnten an die Betroffenen denken und für sie beten. Wir werden Gott um Hilfe, Trost und Beistand bitten. Wir werden Gott um Klarheit und Umsicht bitten, um seinen wegweisenden Geist, dass wir trotz aller Sprachlosigkeit, trotz aller Wut und Ohnmacht daran festhalten, dass die Liebe und das Miteinander stärker sind als jeglicher Hass.
Manfred Sauer, Villach, 16.02.2025
