Trost und Hoffnung durch das Gedenken
Am Ewigkeitssonntag, dem 24. November 2024, versammelten sich unsere Pfarrgemeinden in der Schneerosenkirche in Hermagor und im Toleranzbethaus in Watschig zu einer feierlichen Zeremonie, die von Pfarrer Reinhard Ambrosch geleitet wurde. In einer Atmosphäre der Stille und Besinnlichkeit gedachte die Gottesdienstgemeinde der Verstorbenen des vergangenen Kirchenjahres.
Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand das bewegende Lied „Von guten Mächten treu und still umgeben“ von Dietrich Bonhoeffer, das er im Dezember 1944 während seiner Haft schrieb. Trotz extremer Bedingungen fand Bonhoeffer Trost und Hoffnung im Glauben an Gottes schützende Gegenwart. Sein Lied drückt ein tiefes Vertrauen in Gottes Führung aus, selbst in Zeiten von Leid und Prüfungen.
Von guten Mächten wunderbar geborgen – Lyrics | BewegungPlus Dietikon
Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.
Noch will das alte unsre Herzen quälen, noch drückt uns böser Tage schwere Last. Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen das Heil, für das du uns geschaffen hast.
Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand, so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern aus deiner guten und geliebten Hand.
Doch willst du uns noch einmal Freude schenken an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz, dann wolln wir des Vergangenen gedenken, und dann gehört dir unser Leben ganz.
Lass warm und hell die Kerzen heute flammen, die du in unsre Dunkelheit gebracht, führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen. Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.
Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet, so lass uns hören jenen vollen Klang der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet, all deiner Kinder hohen Lobgesang.
Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Anschließend traten die Angehörigen vor den Altar und entzündeten Kerzen für jeden Verstorbenen des vergangenen Kirchenjahres. Die Kerzen wurden auf einem Tisch vor dem Altar niedergelegt und formten schließlich das Kreuz Jesu Christi. Das entzünden der Lichter schuf eine tief bewegende und trostvolle Atmosphäre. Dieser Moment der gemeinsamen Erinnerung stärkte das Gefühl der Verbundenheit in Trauer und Hoffnung auf das ewige Leben.
Der Gottesdienst bot nicht nur Trost und Hoffnung durch das Gedenken an die Verstorbenen, sondern reflektierte auch aktuelle Herausforderungen und Leidenssituationen, wie die Konflikte in der Ukraine und im Gazastreifen. Bonhoeffers Vertrauen in Gottes gute Mächte inspiriert, auch in heutigen schwierigen Zeiten an die Möglichkeit von Heilung, Frieden und Gottes Nähe zu glauben.
Die entzündeten Kerzen am Ewigkeitssonntag erinnern uns daran, dass wir in Gottes Liebe und Licht geborgen sind. Dieses Licht gibt uns die Kraft und den Trost, den Herausforderungen des Lebens mutig zu begegnen. So wie Bonhoeffer in dunklen Zeiten Trost fand, können auch wir durch das Gedenken an unsere Ahnen und das Vertrauen in Gottes Gegenwart Trost und Hoffnung finden
Dietrich Bonhoeffer: Leben und Werk